Karl Donvils Interview mit Mohammed El Azhary, Präsident des ägyptischen kynologischen Verbandes „Egyptian Kennel Federation“

Welche Erfahrungen haben Sie bei der Beantragung Ihrer Mitgliedschaft in der FCI gemacht?

Ich hatte ein Erlebnis, dass mich dazu veranlasst hat, mich energisch für die Schaffung eines solchen Verbandes in Ägypten einzusetzen. Ich hatte in einem Land, das ich hier nicht namentlich nennen möchte, einen Hund gekauft. Aber weil wir kein FCI-Land sind, weigerte man sich, mir den Hund zu schicken, denn der Hund würde dann sozusagen in schlechten Umständen leben müssen. Ich fühlte mich sehr beschämt. Das war für mich das erste Mal, dass ich mit der Welt der FCI in Kontakt kam. Im Jahr 2010 wendete ich mich mit der Bitte, ein FCI-Land werden zu können, an Herrn Yves De Clercq. Er empfahl mir unter anderem, eine Organisation ohne Gewinnerzielungsabsicht zu gründen. Seitdem habe ich daran gearbeitet, einen hervorragenden Verband aufzubauen. Sogar die Behörden waren von unseren Aktivitäten beeindruckt, z.B. über das Organisieren einer Hundeausstellung oder die Bedeutung des Ausstellens von Abstammungsurkunden für Hunde. Wir erklärten unsere Zukunftspläne, das klang für sie ziemlich sonderbar. 2012 bekamen wir unsere Lizenz und organisierten mit Genehmigung der FCI unsere erste Hundeausstellung mit CAC-Vergabe. Seit dieser Zeit sind wir nach und nach den weiteren Entwicklungen der FCI gefolgt. Herr De Clercq hat uns sehr geholfen bei der Erledigung der administrativen Anforderungen zur Aufnahme als FCI-Vertragspartner. Im April 2014 erhielten wir in Mexiko die Zulassung und im Juni 2014 unterzeichneten wir den Vertrag mit der FCI.


Ägypten gehört zu den jüngsten FCI-Mitgliedsländern. Sie haben Erfahrungen mit Hundeausstellungen, aber wie groß ist der Abstand zwischen den Ausstellungen in Ägypten und den anderen FCI-Hundeausstellungen?

Es gibt keinen Unterschied zwischen unseren Ausstellungen und anderen FCI-Ausstellungen. Wir haben nämlich schon vor unserem FCI-Anschluss die Regeln der FCI angewendet, also seit unserer ersten Hundeausstellung im Jahr 2012. Das bedeutet, dass bei allen ägyptischen Hundeausstellungen sämtliche FCI-Regeln angewendet werden. Bereits vor unserer Mitgliedschaft in der FCI haben wir CAC-Ausstellungen organisiert. Seit dem Erhalt der Mitgliedschaft werden auf unseren Hundeausstellungen CAC- und auch CACIB-Anwartschaften vergeben.


Wie viele Ausstellungen mit CAC und CACIB organisieren Sie jedes Jahr?

Bis jetzt sind es drei Hundeausstellungen pro Jahr. Zwei davon sind für uns besonders wichtig, nämlich die „Pharaonic Land Show“ und die „Red Sea Winner“. Bei beiden handelt es sich um internationale und nationale Ausstellungen mit spezifischen Rassen.


Wie viele Teilnehmer gibt es bei solchen Ausstellungen?

Die Höchstzahl der Meldungen lag bei 385 Hunden.


Und wie viele Rassen waren vertreten?

Wir haben beinahe neun Gruppen.


Ich nehme an, dass es noch stets viel zu tun gibt, um der FCI-Ausstellungstradition vollständig zu entsprechen. Was sind die Hauptpunkte, die Ihnen dazu einfallen?

Was uns hauptsächlich fehlt, sind Veranstaltungen mit Gebrauchs- und Arbeitshunden. In Ägypten kümmern die Menschen sich nicht um Schönheit, aber wir möchten den Ägyptern beibringen, dass mittels der Schönheitsausstellungen auch die beste Qualität für das Züchten erzielt wird. Schönheitsausstellungen sind nicht nur eine Zurschaustellung, sondern dienen auch der Zucht und der Qualität.


Sie suchen mehr nach Schönheit und Leistung zusammen?

Ja, jetzt fangen wir an, uns mit Arbeits- und Gebrauchshunden zu beschäftigen. Wir möchten, dass die Menschen die Nützlichkeit der Hunde im täglichen Leben erfahren, wie beim Führen von Blinden, Assistenzhunde für Behinderte, sowie Hunde für die Fährtensuche und Rettungshunde.


Welchen Weg wird der ägyptische kynologische Verband „Egyptian Kennel Federation“ im neuen Ägypten, dessen Demokratie und Religion Ihrer Ansicht nachgehen?

Wir sind kein Hunde-Land. Das Problem liegt darin, dass wir eine falsche Auffassung davon haben, wie wir als Menschen Hunde halten müssen; denn diese schönen Tiere spielen in der Kultur Ägyptens eine große Rolle. Wir unternehmen große Anstrengungen, um die Sichtweise und die Kultur der Menschen in Ägypten zu verändern. Zunächst einmal gibt es überhaupt kein Problem mit dem Vorhandensein von Hunden in unserem Leben. Das ist nicht verboten, auch nicht durch die Religion. Es handelt sich nur um eine falsche Auffassung. Die zweite Sache ist die, dass die Menschen nicht die Bedeutung und die Vorteile sehen, die Hunde in ihrem Leben haben können. Wir wollen ganz einfach aufzeigen, dass Hunde für den Menschen sehr wichtig sind. Das müssen die Ägypter erfahren.


Was hat Ihnen an dieser Ausstellung am besten gefallen?

Vor allem die gute Atmosphäre und wie gut die Hundeausstellung organisiert war. Mir hat einfach alles gefallen. Wir haben an dieser Hundeausstellung mit einem Stand unseres Verbandes, Egyptian Kennel Federation, teilgenommen. Wir wollten Leute treffen und unseren Verband allen Teilnehmern vorstellen.


Welche Empfehlungen möchten Sie Besuchern geben, die an Hundeausstellungen in Ägypten teilnehmen wollen?

Für die Teilnahme an unseren Hundeausstellungen gelten keine anderen Regeln als in anderen Ländern. Aber wir bevorzugen solche Hunde, die bereits in ihrem Heimatland einen Championstitel erworben haben. Schon mit einer CAC-Anwartschaft bekommen sie in Ägypten den Titel „Ägyptischer Champion“. Am Flughafen gelten keine besonderen veterinärmedizinischen Vorschriften für die Einreise in unser Land, und für die Rückreise bereiten wir die Papiere vor, die am Flughafen benötigt werden.


Wie viele ausländische Hunde nehmen gewöhnlich an Ihren Ausstellungen teil?

Auf der letzten Ausstellung waren es 18 ausländische Hunde. Sie kamen aus Schweden, Belgien, Frankreich, Deutschland, Russland, der Ukraine, den USA, Italien ...


Also, wir alle sollten auch kommen?

Natürlich, Sie alle sind willkommen!


K.Donvil